Reimsbach - Anno dazumal
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Gesichtswandel - wie sich der Ort verändert
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Als in Reimsbach die Post abgeht...
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Das Dorf an der Grenze
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Reimsbacher Alltag
Nach dem 1. Weltkrieg wird die wirtschaftlich bedeutsame Industrieregion an der mittleren Saar vom Deutschen Reich abgetrennt und von 1920-1935 unter das Mandat des Völkerbundes gestellt. In diesem ''Saargebiet', das etwa ein Viertel kleiner ist als das heutige Saarland, gibt es eine besondere politische und wirtschaftliche Situation - und eine Grenze zum Deutschen Reich. An zahlreichen Zollstationen wird der Waren- und Personenverkehr überwacht und kontrolliert. Die Grenze verläuft genau zwischen Reimsbach (Saargebiet) und Oppen (Deutsches Reich) - aber beispielsweise auch zwischen Hargarten und Rissenthal.
Anfang 1920 kommen französische Zollbeamte nach Reimsbach. Sie wohnen in Privatquartieren, bis das Zollhaus (in der heutigen Reimsbacher Str.123) fertig ist. Während dieser auch wirtschaftlich schwierigen Zeit blüht das Schmuggelgeschäft. Einige Bürger leben sogar vom Schmuggeln, da sie sonst kein Einkommen haben. Im „Reich“ hat man genügend Lebensmittel, im Saargebiet mangelt es daran, dafür gibt es hier Genussmittel, Kaffee, Tabak, Zigaretten, Seidenstrümpfe und Süßigkeiten. Im kleinen Grenzverkehr ist nur die Mitnahme von zwei Kilo Lebensmitteln ins Saargebiet erlaubt, so dass es oft zu scharfen Kontrollen kommt. In zahllosen Anekdoten wissen noch ältere Reimsbacher und Oppener über die Tricks und Schmuggelpfade zu berichten. Damals allerdings sorgt die Situation bei vielen für großen Unmut.
Hausschlachtungen sind früher auf dem Land gang und gäbe. Während Hühner und Kaninchen oft in "Eigenregie" geschlachtet werden, wird bei größeren Tieren meist ein Metzger bestellt, der das Schwein oder Rind fachgerecht tötet und zerlegt. Pökeln, Räuchern und Einwecken dauern meist Tage und beanspruchen neben der Familie oft weitere Helfer, die dann in "Naturalien" bezahlt werden (Fleisch, Wurst).
Auch Familien, die eigentlich keine Landwirtschaft betreiben, halten sich für den Eigenbedarf meist ein Schwein. Fleisch und Wurst sind in der Metzgerei teuer und nicht immer erhältlich. Als in den 1950er und 1960er Jahren immer mehr große Landwirtschaftsbetriebe günstiges Fleisch anbieten und Kühltransporte über weite Strecken möglich werden, nehmen Hausschlachtungen stetig ab.
Im Bild ist Ludwig Scherrmann bei einer der letzten Reimsbacher Hausschlachtungen 1968 zu sehen.
Die historischen Fotos stammen - wenn nicht anders angegeben - aus dem Nachlass von Josef Zehren und dürfen mit freundlicher Genehmigung durch Andreas Zehren auf dieser Homepage verwendet werden.