Ein Bauernhaus im 19. Jahrhundert

Wir schreiben das Jahr 1840: Reimsbach gehört in jener Zeit zur preußischen Rheinprovinz und zum Amt Merzig. Kohlebergbau, Eisenhütten, Schrauben- und Keramikindustrie verändern die Region an der Saar, sorgen für Industrialisierung, neue Arbeitsplätze und damit auch für den Zuzug vieler Menschen.

Obwohl auch vermehrt Einheimische dort Arbeit finden, spielt in den Dörfern Landwirtschaft – zumindest im Nebenerwerb – eine wichtige Rolle. Die Kenntnisse über das Bauwesen steigen, Holz und Sandstein sind ausreichend vorhanden, die Zusammenführung von Haushalt und Viehhaltung/ Getreidelagerung „unter einem Dach“ vereinfacht das Wirtschaften.

Allerorten werden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrt solche „Einhäuser“ gebaut, auch in Reimsbach...

"Kreutzen" und ihr Haus in der Trähf

    1840 bauen der Straßenwärter Nikolaus Kreutz (1808-1883) und seine Ehefrau Margarete (1816-1869), geb. Kruchten, ihr Haus in Reimsbach, in der 'Trähf'. Diese Ortslage befindet sich schon am Dorfausgang Richtung Oppen. Beide Orte grenzen in dieser Zeit längst nicht so nahe aneinander wie heute. Mehr dazu unter REIMSBACH

    Nikolaus und Margarete haben sechs Kinder. Der älteste Sohn Peter (*1837-+ unbekannt) wird Bergmann und übernimmt mit seiner Frau Maria, geb. Selzer, das Elternhaus anschließend.
    Er wiederum übergibt das 'Kreitzenhaus' an seinen Erstgeborenen, der ebenfalls Peter heißt und 1869 geboren wird. Peter Kreutz (II) ist Anstaltspfleger in Merzig und lebt mit seiner Frau  Maria, geb. Andre, bis zu seinem Tod 1947 im 'Kreitzenhaus'. Seine Frau überlebt ihn 14 Jahre und stirbt 1961 mit 88 Jahren.  Sie ist die letzte Alleinbesitzerin des Hauses. Die ledige Tochter Katharina, die die letzte Bewohnerin aus der Familie Kreutz ist, hat lediglich Wohnungs- und Mitbenutzungsrecht sowie Nießbrauchrecht (Widdum). Nach ihrem Tod 1985 wird 'Kreitzenhaus' von der Erbengemeinschaft an Willibrord Ney verkauft.

    Mehr erfahren über die Familiengeschichte der"Kreutzen" ("Kreitzen")

    Frühe Photographien

    Die vermutlich erste Photographie des 'Kreitzenhauses' von Anfang der 1930er Jahre zeigt die ortsrandständige Lage des Hauses. Die zugehörigen Parzellen Richtung Oppen sind noch nicht bebaut. Spaziergänger können die "volle Breite" der Hauptstraße für den Sonntagsausflug nutzen - PKW-Verkehr ist nahezu unbekannt. Übrigens: Im Hintergrund links sitzen einige Männer und Frauen vor 'Kreitzenhaus'. Wahrscheinlich sind sie zum "maijen" gekommen (informeller Besuch, meist aus der Nachbarschaft) und wollen etwas "sproochen" (plaudern).

Einige Jahre später: Weitere Grundstücke sind bebaut, zum Beispiel von Kindern der Kreutzen. Vermutlich sah das „Kreitzenhaus“ ursprünglich etwas anders, etwas kleiner aus als heute beziehungsweise auf den Fotos aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Möglicherweise gab es im 19. Jhd. direkt neben der Scheune links nur einen Stallanbau mit Pultdach. Auch die Räumlichkeiten, die Türen, die Fenster, die Fußböden könnten erst in den 1920er/1930er Jahren bei einem Umbau „modernisiert“ worden sein.
Das tut der Besonderheit und Denkmalwürdigkeit des Hauses allerdings keinen Abbruch.

Von der Bauweise her zählt das schlichte Haus der 'Kreitzen' übrigens zum Typus des in der Region gängigen Südwestdeutschen Einhauses