Das 'Kreitzenhaus' als 'Südwestdeutsches Einhaus'
Saarländische Bauernhäuser werden oft über einen Kamm geschoren und als "Lothringerhaus" bezeichnet. Das trifft aber nur auf einen Teil der Gebäude zu. Sie stehen meist westlich der Saar, "auf dem Gau" - also tatsächlich beim oder im französischen Lothringen.
Östlich der Saar sind es häufiger Häuser vom Typus des "Südwestdeutschen Bauernhauses". (Im Bliesgau findet man außerdem noch gelegentlich Gehöfte, meist Drei-Seiten-Höfe mit einer freien Hoffläche zwischen den hufeisenförmig angeordneten Wohn- und Stallgebäuden)
Die beiden Haupttypen sind sogenannte "Einhäuser" oder "Quereinhäuser", die seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die ursprünglichen und im dreißigjährigen Krieg zerstörten Streuhöfe abgelöst haben.
Typisch "Südwestdeutsches Bauernhaus"
Beim "Südwestdeutschen Einhaus" handelt sich um ein quer zur Straße stehendes Gebäude, das alles unter einem Dach vereint: Wohnteil, Scheune, Stall - deshalb "Einhaus". Da die Häuser in unserer Region auf den alten Parzellen aus der Zeit vor dem 30jährigen Krieg gebaut wurden, war in der Regel ausreichend Platz in der Breite vorhanden. Bei Bedarf konnte in Firstrichtung "angebaut" werden - zum Beispiel ein Schuppen am 'Kreitzenhaus'. Entsprechend müssen diese Häuser nicht besonders in die Tiefe gebaut werden. Bei zwei hintereinander liegenden Räumen ist ausreichend Fensterfläche in jedem Raum möglich. Anfangs sind diese Bauernhäuser oft nur eingeschossig - im Laufe der Jahre wird nicht selten aufgestockt bzw. später dann gleich zweigeschossig gebaut.
Beim 'Kreitzenhaus' befindet sich rechts vorne die Stube und dahinter eine Kammer, die über den Flur und die sich anschließende ursprüngliche Küche betreten werden konnte. In dieser Küche befand sich eine offene Feuerstelle ("Harst") und (später?) auch ein außen angebauter Backofen. Links neben dem Flur ist der Wirtschaftsbereich: vorne zunächst die Scheune, dahinter die Futterküche, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur Hausküche wird. Daneben dann der Stall mit Futtertrögen und grobem Pflaster und dahinter eine Schweine- und ein Hühnerstall, die jeweils über ein kleines Stallfenster belichtet werden. Von der ursprünglichen Küche aus gelangt man ins Obergeschoss, in dem sich wiederum (zunächst) zwei Zimmer befanden. Später wurde auch der Raum über der (Futter)Küche zu Wohnzwecken genutzt, die restliche Fläche als Lager für Stroh, Heu und andere Vorräte.
Typisch "Lothringer Bauernhaus"
Anders als bei uns, wird nach den großen Verwüstungen während des 30jährigen Kriegs im Herzogtum Lothringen der Wiederaufbau vom Landesherrn genau geplant und vorgeschrieben. Die Baugrundstücke werden gradlinig entlang der Straßen und in vorgegebenen Größen errechnet und vermessen. Ein Haus steht neben dem anderen. Der First befindet sich jeweils parallel zur Dorfstraße, eine Traufseite ist somit die Vorderseite. Auch hier befinden sich Wohn- und Wirtschaftsteil unter einem Dach. Es handelt sich also ebenfalls um "Quereinhäuser".
Um bei vorgegbener beschränkter Breite Raum zu gewinnen, sind 'Lothringerhäuser' immer zweistöckig und "tiefengegliedert". Letzteres heißt, dass sich im Wohnbereich drei Räume hintereinander befinden. Wenn sich ein Nachbarhaus direkt anschließt, bleibt der mittlere Raum - in der Regel die Küche - fensterlos.
Ansonsten ähnelt die Gliederung dem "Südwestdeutschen Einhaus": Ein Teil besteht aus Stube, Küche, Kammer, der zweite aus der Scheune, der dritte aus dem Stall bzw. den Ställen. Wie bei diesem Haus auf dem Saargau, kann sich der Wohnteil auch auf beide Flurseiten erstrecken.