Das 'Kreitzenhaus' als Denkmal
Was ist überhaupt ein "Denkmal"?
Ein Baudenkmal ist ein unter behördlichem Schutz stehendes Gebäude, das eine abgeschlossene architektonische Epoche repräsentiert und dessen Erhalt von höchstem öffentlichen Interesse ist. Ein Baudenkmal kann als Einzelgebäude oder als Teil eines Ensembles unter Denkmalschutz stehen.
So eine Fachdefinition zum Thema.
Aber warum ist ausgerechnet das 'Kreitzenhaus' ein Denkmal?
Mitte des 19. Jhd. werden viele (einfache) Bauernhäuser im südwestdeutschen Stil gebaut.
Damals ist das 'Kreitzenhaus' fast schon "Standard" und damit quasi so originell wie ein Bungalow in den 1960er/70er Jahren oder das Satteldach-Stadt-/Landhaus des letzten Jahrzehnts (in Niedrigenergie-Ausführung).
Wichtige Unterschiede gibt es allerdings:
- Die Häuser jener Zeit haben einen regionaltypischen Baustil (Man sieht es einem Haus auf den ersten Blick an, ob es an der Nordsee, in der Eifel, in Bayern oder in der Saarregion steht).
- Bei Häusern jener Zeit werden Baumaterialien aus der nahen Umgebung verwendet (beispielsweise im Norden Schilf für Reetdächer, an der Mosel Schiefer für Dächer und Mauerwerk, bei uns Sandsteinmauern und Tonziegel für die Dacheindeckung, im Schwarzwald Holz für Wände und Dachschindeln).
- Häuser in jener Zeit sind "gebrauchsorientiert": Scheune statt Sauna, Nutzgarten statt Pool...
Insofern sind diese altehrwürdigen Bauten auch immer Spiegel ihrer Region und deren Geschichte. Manches saarländische Neubaugebiet hingegen könnte genauso gut in Franken, Niedersachsen oder Mecklenburg-Vorpommern stehen ... bzw. sonstwo im In- oder Ausland.
Das 'Kreitzenhaus' ist also aus gutem Grund ein Denkmal:
"Es handelt sich um ein Kleinbauernhaus des 2. Viertels des 19. Jahrhunderts, wie es sie in der Region an der Saar sicherlich viele gegeben hat. Sie wurden im Laufe der
letzten 70 Jahren fast gänzlich modernisiert, umgebaut, ausgekernt, erweitert oder sie sind Opfer von Leerstand und Verfall geworden, so dass kaum noch anschauliche
Beispiele dieser Zeit im Saarland erhalten sind.
Bäuerliche Anwesen, die in ihrem Bestand weitgehend in die 1840er Jahre zurückreichen, sind deshalb im Saarland inzwischen selten geworden. Im Laufe der letzten 40 Jahre wurde zudem ihre landwirtschaftliche Nutzung oftmals aufgegeben, da die zu kleinen Wirtschaftstrakte
für einen landwirtschaftlichen Betrieb nicht mehr auskömmlich sind. Auch die Wohnbereiche dieser Architekturgattung entsprechen mit den kleinteiligen Räumen
und dem mangelnden Wohnkomfort immer weniger den zeitgemäßen Ansprüchen, so dass diese Bauwerke inzwischen mehr und mehr dem Leerstand und dem Abbruch entgegensehen. Umso wichtiger ist der Schutz der verbliebenen Bauernhäuser dieser vorindustriellen Agrarwirtschaft im Saarland.
Das Kleinbauerhaus entstand kurz bevor Kohle und Stahl das Land an der Saar von Grund auf veränderte. Bereits der Sohn der Familie Kreutz verdingte sich als Bergmann. Die bescheidenen Räumlichkeiten dokumentieren die auf Selbsterzeugung der notwendigen Lebensmittel wie Fleisch, Obst und Gemüse ausgelegte einfache ländliche Lebensweise.
Konstruktiv gehört das Bauernhaus zur Gruppe der an der Saar weit verbreiteten regionaltypischen Quereinhäuser. Zu den baulichen Veränderungen gehören die
Modernisierung einiger Fenster und Binnentüren während der 1920er Jahre und die sachgemäße Erneuerung der Dacheindeckung mit Herzziegel ebenso wie die behutsamen Renovierungsmaßnahmen der 1990er Jahre, welche zu weiteren Nutzung des Gebäudes beigetragen haben. Die Bauweise ist ein zeitgenössisches Beispiel für die schlichte architektonische Gestaltung.
Das Bauernhaus dokumentiert mit seiner Anordnung der Räumlichkeiten und dem Einsatz der natürlichen historischen Baumaterialien Holz und Lehm im Innenausbau die bäuerlichen Lebensverhältnisse in dörflicher Umgebung während der vorindustriellen preußischen Zeit an der Saar in besonderer Weise.
Das Bauwerk ist deshalb aus regionalgeschichtlichen, architektur- und sozialhistorischen Gründen von öffentlichem Interesse und aus denkmalfachlicher Sicht denkmalwürdig."
Denkmalbegründung des Landesamtes für Denkmalschutz vom Juni 2023